Therapieangebote

Spiegeltherapie

Die Spiegeltherapie zählt zu den Imaginationstherapien und wurde 1996 von dem Neurologen Vilayanur S. Ramachandran entwickelt. Anwendung findet diese sehr wirksame Therapieform zum Beispiel nach einem Schlaganfall, mit dem Ziel der Funktionsverbesserung oder zum Wiedererlangen von Arm-, Hand- und Beinfunktionen.
Im Vordergrund steht dabei immer die Erhöhung der Selbständigkeit, vor allem im Alltag.
Die Spiegeltherapie wird in unserer Praxis im Rahmen der Ergo- und Physiotherapie eingesetzt.

 

Einsatzgebiete:  

  • bei Schlaganfall (Halbseitenlähmung), Parkinson, Multipler Sklerose
  • Neglect-Phänomen nach Schlaganfall
  • CRPS = Complex Regional Pain Syndrome (früher: Morbus Sudeck)
  • bei Phantomschmerz nach Amputationen
  • bei chronischen und länger andauernden Schmerzuständen
  • bei starken sensorischen Defiziten (bspw. bei Hypersensibilität, dies bedeutet eine übermäßig erhöhte Sensibilität der Haut auf taktile Reize)
  • Nervenverletzungen
  • bei Verlust von Bewegungsabfolgen

 

Voraussetzungen:

Die betroffene Person sollte in der Lage sein, die Therapieanleitungen zu verstehen und diese (selbständig) umzusetzen. Eine wesentliche Voraussetzung für das Training ist die Bereitschaft zum Einlassen auf die Spiegelillusion, sowie eine wertschätzende und geduldige Einstellung sich selbst gegenüber. Die Aufmerksamkeitsspanne sollte mindestens 15 Minuten betragen. Die Bereitschaft zur selbständigen Durchführung der Übungen zu Hause ist von großem Nutzen und maßgeblich für den Therapieerfolg.

 

Wie funktioniert die Spiegeltherapie?

Zur besseren Veranschaulichung wird im Folgenden ein Beispiel eines Schlaganfallpatienten mit Lähmungserscheinungen und Schmerzen im rechten Arm genannt:

Es wird mittig vor dem Patienten in einem 90° Winkel zum Körper ein Spiegel auf dem Tisch platziert. Der nicht betroffene linke Arm liegt vor dem Spiegel, der betroffene rechte Arm wird auf der anderen Seite hinter dem Spiegel positioniert, und ist somit nicht mehr sichtbar. Blickt der Patient nun in den Spiegel, sieht es für ihn so aus, als hätte er zwei gesunde Arme. Und wenn er nun den linken, nicht betroffenen Arm bewegt, suggeriert es dem Gehirn, dass sich auch der betroffene rechte Arm wieder bewegt.
Es entsteht unmittelbar während der Therapie das Gefühl, die gelähmte Extremität bewege sich wieder aktiv.

Die Therapeutin stellt sich dabei genau auf die Bedürfnisse und zu trainierenden Funktionen des Patienten ein und begleitet die Ausführung in der Therapie. Der Patient wählt aus vorgeschlagenen Bewegungssequenzen und Übungen die für ihn persönlich Wichtigsten aus.

 

Wirksamkeit der Spiegeltherapie:

Mit Hilfe der Spiegeltherapie wird dem Gehirn suggeriert, dass eine vermeintlich ausgeschaltete Zone, die für eine bestimmte Bewegung zuständig wäre, noch aktiv ist. Die gesunden Hirnareale übernehmen die Funktion der inaktive Zone und unterstützen diese bei der Regeneration.

Zuständig für dieses Phänomen sind sogenannte Spiegelneuronen. Sie sind für das (Wieder-)Erlernen von Bewegungen zuständig. Die Spiegelneuronen sind immer dann aktiv, wenn eine Bewegung beobachtet oder ausgeführt wird. Allein die Vorstellung der Bewegung reicht bereits aus, um die Spiegelneuronen zu aktivieren. Diese Tatsache macht sich die Spiegeltherapie zu Nutzen. Durch die Beobachtung der gespiegelten Bewegung der weniger betroffenen Seite, wird dem Gehirn simuliert, dass sich der mehr betroffene Arm bewegt. Die Spiegelneuronen sind aktiviert und lernen nach und nach die Bewegungen zu steuern. So können auch bei stark betroffenen Patienten die aktiven Funktionen verbessert werden.

Um die Wirksamkeit dieser Therapiemethode zu vertiefen, ist ein regelmäßiges Training zu Hause sehr zu empfehlen.

 

Für weitere Fragen stehen Ihnen unsere ErgotherapeutInnen gerne zur Verfügung!