Krankheitsbilder

Dyslalie (Lautbildungsstörung)

„Dyslalie“ ist die Störung der Artikulation, bei der einzelne Laute, Lautverbindungen oder Lautgruppen fehlen, durch andere ersetzt oder falsch gebildet werden. Heutzutage ist dies jedoch ein veralteter Begriff. Aktuell werden diese Störungen unter „Lautbildungsstörung“ zusammengefasst: Sigmatismus („s“), Schetismus („sch“), Rhotazismus („r“), Kappazismus („k“), Gammazismus („g“), Chitismus („ch“), Lambdazismus („l“), K-T-Stammeln, phonologische Störung etc.

 

Was versteht man unter „Lautbildungsstörung“ und ihre Ursachen:

Lautbildungsstörungen werden in phonetische und phonologische Störungen unterteilt.

Die phonetische Störung ist eine Sprechstörung und bedeutet, dass ein oder mehrere Laute artikulatorisch fehlgebildet bzw. durch einen in der Muttersprache nicht vorkommenden Laut ersetzt werden.

Die phonologische Störung ist eine Sprachstörung, bei der der betroffene Laut isoliert und sprechmotorisch gebildet werden kann, jedoch gelingt die Anwendung im sprachlichen Kontext nicht.

Die möglichen Ursachen einer Lautbildungsstörung: familiär bedingt, Hören und Hörwahrnehmung, organisch bedingt (Missbildungen, Lähmungen, Verletzungen der Artikulationsorgane), Störungen in der (oralen) taktil-kinästhetischen Wahrnehmung, motorische Ungeschicklichkeit der Sprechwerkzeuge, Sehen und visuelle Wahrnehmung (eher untergeordnete Rolle – bedeutet, dass das Kind den Laut auch durch die Orientierung am Mundbild erlangt), Mangel an sprachlicher Anregung, zentrale Lautbildungsstörung (bei frühkindlichen Entwicklungs-/zerebralen Bewegungsstörungen).

Die periphere Hörfähigkeit ermöglicht das Hören, Vergleichen, Kontrollieren und Korrigieren von Lauten. Schon ein geringer Hörverlust von 30 dB kann zu einer Lautbildungsstörung führen. Häufige Mittelohrentzündungen bzw. Erkrankungen im HNO-Bereich im Kindesalter stellen hier ein Risiko dar.

Die zentral-auditive Verarbeitung ist besonders bei den phonologischen Störungen betroffen. Auch wenn das periphere Hörvermögen normal ist, hat das Kind Probleme Sprachlaute adäquat zu verarbeiten (z.B. Probleme bei der auditiven Aufmerksamkeit, beim auditiven Gedächtnis, der auditiven Diskrimination etc.).

 

Behandlungsmethoden

Zu Beginn der Therapie wird eine Diagnostik durchgeführt, die Aufschluss gibt, ob es sich um eine phonetische oder phonologische Störung handelt und welche Laute bzw. Lautgruppen betroffen sind. Auf dieser Basis wird ein individuelles Therapieprogramm erstellt. Übungsbereiche sind – je nach Störungsbild - Hörtraining, Mundmotorik, Arbeit an den Einzellauten, spezielle Therapiekonzepte zur Umstrukturierung des Sprachlautsystems bei phonologischen Störungen (hier wird vor allem an der auditiven Wahrnehmung und phonologischen Bewusstheit gearbeitet). Ein gut motiviertes Kind (zusätzlich auch motivierte Eltern) sowie das regelmäßige Üben zu Hause stellen eine wichtige Grundlage für den Therapieerfolg dar.