Ergotherapie bei Blindheit und Sehbehinderung
Jede Beeinträchtigung des Sehvermögens führt zu einem Mangel an Informationen über die Umwelt. Um diesen Mangel auszugleichen, brauchen die Betroffenen Zeit, Energie und Ausdauer. Durch die hohe Konzentration kommt es schneller zu Ermüdung. Der Einsatz anderer Sinne wie Gehör, Tastsinn und Körpertiefenwahrnehmung zum Informationsgewinn ist besonders wichtig und spielt eine große Rolle in der Ergotherapie bei blinden und sehbeeinträchtigten Menschen.
Bereiche, in denen ErgotherapeutInnen tätig werden
- Grobmotorik / Gleichgewicht
- Feinmotorik / manipulative Fähigkeiten
- Raumwahrnehmung / inneres räumliches Konzept entwickeln
- Beratung von Angehörigen, LehrerInnen und Betreuungspersonen
- Gestaltung von Material, Umgebung und Arbeitsplatz
Grundprinzipien der ergotherapeutischen Behandlung
- Blinde und sehbehinderte Kinder brauchen viel Zeit und Unterstützung wie z.B. therapeutisches Führen beim Kennenlernen von neuen Materialien, Abläufen sowie neuen Situationen.
- Die Therapeutin hilft dem Kind durch gezielte verbale Rückmeldung und Anleitung, sich besser zu orientieren, zu verstehen, warum etwas nicht funktioniert, oder neue Möglichkeiten auszuprobieren
- Die Kinder lernen bewusst Tastsinn, kinästhetische Wahrnehmung/Körpertiefenwahrnehmung, Gehör, sowie einen eventuell vorhandenen Sehrest einzusetzen.
- Wegen der oft vorherrschenden Unsicherheit im Gleichgewichtsbereich (besonders wenn der Untergrund uneben ist, sich bewegt oder beide Füße den Boden verlassen wie z.B. beim Schaukeln), werden gezielt Spielsituationen gestaltet, in denen das Kind lernt, diese Situationen zu bewältigen. Um Gegenstände zu finden oder um sich in der Umgebung zurechtzufinden, wird großen Wert auf das Erarbeiten von systematischen Suchstrategien gelegt.
- Beim Training der feinmotorischen und manipulativen Fähigkeiten üben die Kinder einerseits Gegenstände richtig zu positionieren und zu bewegen und andererseits den Umgang mit Werkzeugen wie Messer, Gabel, Kamm u.v.m.
Gestaltungsrichtlinien
- Spielzeug und Materialien aus dem Alltag sollen durch unterschiedliches Gewicht, Oberfläche und Konsistenz verschiedenste Erfahrungen ermöglichen
- Wichtig sind ein hoher Aufforderungscharakter durch kräftige Farben, starke Kontraste und Geräusche
- Spielzeug und Materialien sollen klare räumliche Informationen bieten wie Innen-Außen, oder Raumrichtungen
- Verwendung von akustischen Hilfen (Klingelball, PC liest laut vor, etc.)
- Verwendung von taktilen Markierungen
Diagnosen
- ICD-10: H54.0-6,9 (Blindheit und Sehbehinderungen)
- Fehlbildungen des Augapfels: Anophtalmus, Mikrophtalmus, Glaukom,...
- Dystrophien und Degenerationen: Opthikusatrophie, Leber Amaurose,...
- Tumore
- Embryo- und Fetopathien: z.B. durch Röteln, Toxoplasmose
- periphere und zentrale Gesichtsfeldausfälle
- Strabismus / Amblyopie
- Gendefekte: Retinitis pigmentosa, Retinoblastom, Trisomie 21,...
- Balint-Syndrom
Für weitere Auskünfte stehen Ihnen gerne unsere Ergotherapeutinnen zur Verfügung!